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Soziales Lernen im europäischen Kontext

Die EU hat sich, seit Lissabon 2000, ein neues strategisches Ziel für das kommende Jahrzehnt gesetzt: das Ziel, die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen ? einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen. Diese Vorgabe gilt für alle Bereiche der Politik und ist folglich für alle Bildungsminister/innen bindend. Zur Erreichung dieses Ziels bedarf es einer globalen Strategie. Dabei sind zwei Zugänge wichtig:

  • Unternehmergeist (Entrepreneurship) im ökonom. Bereich ·
  • Sozialer Zusammenhalt (Social Cohesion) im sozialen Bereich

D.h. neben dem unternehmerischen Zugang findet sich hier auch ein sozio- ökonomischer Zugang. Die Bürger und Bürgerinnen sollen – so steht es in weiterer Folge in den Lissabon Beschlüssen – auf ein befriedigendes berufliches und privates Leben vorbereitet werden und ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten, d.h. ihre Bürgerrechte entsprechend wahrnehmen können – im Sinne einer politischen Teilhabe. Hierkann undmuss soziales Lernen einsetzen.

Andere europäischen Strömungen gehen z.B. von OECD und UNESCO aus: Die UNESCO hat für 2005 – 2014 die „Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung? ausgerufen. Darin werden z.B. nicht nur Bürgerbeteiligung und Menschenrechte angesprochen, sondern auch Lehr- und Lernmethoden.

Die OECD fordert in letzter Zeit neben Humankapital v. a. die Bildung von Sozialkapital. Als Sozialkapital kann der Nutzen bringende Zusammenhalt innerhalb und zwischen konkreten sozialen Systemen (Familien, Vereine, Organisationen, Betriebe) verstanden werden. Gut verwendet vermehrt Sozialkapital den Wohlstand der Gesellschaft. Es erlaubt Effizienz und fördert die Effizienzentwicklung, es ist eine Form des Kapitals, das wächst, wenn man es verbraucht! Aber es entsteht nicht von selbst. In Sozialkapital muss man investieren.

Eine weitere Initiative der OECD ist die Einrichtung eines internationalen „Networks on School Bullying and Violence“. Die Initiative ging / geht vor allem von Norwegen aus, das im Zusammenhang mit Bullying (bei uns mit Mobbing übersetzt) eine Gesamtstrategie für Schulen entwickelt hat. Schulen, die sich verpflichten, das Programm zu übernehmen, erhalten eine Unterstützung. Konkret: Unter dem gemeinsamen Nenner „Null – Toleranz“ hat Norwegen ein komplexes, nationales Gewaltpräventionsprogramm entwickelt, an dem alle politischen Kräfte, alle Parteien und alle Schulpartner beteiligt sind. Stellvertretend für dieses erstaunliche, gemeinsame Vorgehen sei erwähnt, dass der Premierminister ein „Manifesto against Bullying“ unterschrieben hat (und es wird immer wieder erneuert). Dies ist eine Top-Down-Aktivität im besten Sinne!

Österreich kann sich z.B. mit Aktivitäten zur Peer-Mediation beteiligen. MRin Maga. Doris Kölbl-Tschulik (Bundesministerium für Unterricht, Kunstund Kultur)

Die Salamanca Erklärung und der Aktionsrahmen zur Pädagogik für besondere Bedürfnisse

Wir glauben und erklären,
· dass jedes Kind ein grundsätzliches Recht auf Bildung hat und dass ihm die Möglichkeit gegeben werden muss, ein akzeptables Lernniveau zu erreichen und zu erhalten,
· dass jedes Kind einmalige Eigenschaften, Interessen, Fähigkeiten und Lernbedürfnisse hat,
· dass Schulsysteme entworfen und Lernprogramme eingerichtet werden sollten, die dieser Vielfalt an Eigenschaften und Bedürfnissen Rechnung tragen,
· dass jene mit besonderen Bedürfnissen Zugang zu regulären Schulen haben müssen, die sie mit einer kindzentrierten Pädagogik, die ihren Bedürfnissen gerecht werden kann, aufnehmen sollten,
· dass Regelschulen mit dieser integrativen Orientierung das beste Mittel sind, um diskriminierende Haltungen zu bekämpfen, um Gemeinschaften zu schaffen, die alle willkommen heißen, um eine integrierende Gesellschaft aufzubauen und um Bildung für Alle zu erreichen; darüber hinaus gewährleisten integrative Schulen eine effektive Bildung für den Grossteil aller Kinder und erhöhen die Effizienz sowie schließlich das Kosten-Nutzen-Verhältnis des gesamten Schulsystems.

Unesco – Salamanca Erklärung

UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, UNESCO 2005

„Kinder haben das Recht auf einen Unterricht, der auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht.“

Die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ möchte allen Menschen Bildungschancen eröffnen, die es ihnen ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft und eine positive Veränderung der Gesellschaft erforderlich sind.
International Implementation Scheme for the UN-Decade of Education for Sustainable Development, UNESCO 2005, Seite 6
Unesco – Nachhaltigkeit