Allgemein

Die Impulsvorträge im Überblick

Universität und Schule im Dialog: „Überfachliche Kompetenzen als Bildungsziel“

4. Symposion des Instituts für Bildungswissenschaft der Universität Wien und des Österreichischen Zentrums für Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen

„Du unter der Decke, steh auf und komm raus …!“ (Koran 74:1-2)

Harry Harun Behr, Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)

Zur theologischen Hermeneutik pädagogischer Szenarien
In der schulischen Verdichtung von Bildung als Entfaltung der Person gerät aus dem Blick, dass der Gehalt von Bildung mehr ist als eine beliebige Summe benennbarer Kompetenzen. Der Mehrwert gründet in einer sträflich vernachlässigten spirituellen und ästhetischen Signatur. Insbesondere religiöser Unterricht hätte hier die Chance, die philosophische Neugier der Schüler zu bedienen. Das gelingt ihm aber nur, wenn er sich aus der ideologischen Umklammerung befreit und die Fragen angeht, die Schüler wirklich bewegen. Am islamischen Unterricht als neuem Fach etwa, aber auch an Hand der diesbezüglichen Lehrerbildung lassen sich die damit verbundenen konfliktären Diskurslinien exemplarisch anzeichnen und diskutieren.

Harry Harun Behr

geboren 1962, ist Inhaber der Professur für Islamische Religionslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Von 1993 bis 2005 war er in München im Schuldienst tätig. 2005 promovierte Behr zum Thema „Curriculum Islamunterricht“ an der Universität Bayreuth. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich von Islam und Bildung. Die FAU ist einer der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Stiftung Mercator geförderten Schwerpunktstandorte für Islamische Theologie in Deutschland.

 

Wie psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf im Studium gefördert werden können

Dorit Bosse, Universität Kassel 

Der Lehrerberuf ist ein Beziehungsberuf. Das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen im Unterricht, die Beteiligung an der Weiterentwicklung der Schule gemeinsam mit Kolleg/innen und der Austausch mit den Eltern finden in sozial-kommunikativen Situationen statt, für die Lehrkräfte vielfältige personenbezogene überfachliche Kompetenzen benötigen. Im Vortrag wird aufgezeigt, welche Lerngelegenheiten sich für Studierende bieten, damit sie sich frühzeitig mit den psychosozialen Anforderungen ihrer zukünftigen Tätigkeit praktisch handelnd auseinandersetzen können.

Dr. Dorit Bosse

ist Professorin für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Gymnasiale Oberstufe an der Universität Kassel. Derzeitige Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind: Unterrichtsforschung und Schulentwicklung in der gymnasialen Oberstufe, Lehrerbildung, Ästhetische Bildung. Kontakt: bosse@uni-kassel.de

  

Personale und soziale Kompetenzen fördern. Überlegungen zu einem entwicklungsorientierten Ansatz

 Franz Hofmann, Universität Salzburg

In vielen Schulen gehört es mittlerweile zum Pflichtcurriculum, Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf ihre personalen und sozialen Kompetenzen zu fördern.

Betrachtet man diese didaktischen Bemühungen unter einer theoretischen Perspektive, wird klar, dass es möglichst gute theoretische Grundlagen braucht, auf deren Basis die Qualität einzelner personaler und sozialer Kompetenzen, wie sie etwa bei der Lösung von Aufgaben gezeigt werden, eingeschätzt werden kann. Es braucht ferner Entwicklungsziele für personale und soziale Kompetenzen, damit Entwicklungsprozesse zu diesem Ziel beschrieben werden können und für die didaktischen Bemühungen von Lehrpersonen als Orientierung dienen können.

Im Vortrag wird der Versuch unternommen, auf der Grundlage der PSI-Theorie nach J. Kuhl ein für personale und soziale Kompetenzen relevantes Entwicklungsziel zu generieren und in weiterer Folge – ebenfalls auf der Grundlage der PSI-Theorie – unterschiedliche Entwicklungswege typologisch zu skizzieren.

Mag. Dr. Franz HOFMANN

geboren 1961, ist ao. Universitätsprofessor am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Salzburg und auch an der Abteilung Bildungswissenschaft, Schulforschung und Schulpraxis der School of Education an der Universität Salzburg tätig. Forschungsschwerpunkte im Bereich der Unterrichtsforschung, der Lehrer/innenbildung und der Schulentwicklung. Publikationen zu Fragen der Unterrichtsqualität, der Lehrer/innenbildung, der Bildungsstandards sowie zu forschungsmethodischen Fragen.

 

Professionelle Beobachtung von Struktur- und Prozessmerkmalen im Unterricht als Aspekt überfachlicher Kompetenz

Konrad Kleiner, Universität Wien 

Die professionelle Beobachtung von Ereignissen (key features, critical cues) im Unterricht kann als Bestandteil der Lehrer(innen)expertise aufgefasst werden, die sich auf eine wissensbasierte Identifikation und auf eine systematische Beobachtung stützt. Rekonstruktive Unterrichtsforschung beobachtet im Unterrichtsprozess vorausgesetzte und erzeugte Kontingenzen, sowie unterrichtliche Bewältigungsstrategien der Bearbeitung und Einschränkung von Kontingenz. Vor dem Hintergrund, dass man sieht, was man sieht, weil man so sieht und nicht anders, wird gefragt und gezeigt, wie Lehrer/innen beobachten und wie unterschiedliche Formen unterrichtlicher Ordnungen (Oberflächenmerkmale und Tiefenstrukturen) als Aspekt überfachlicher Kompetenzen hergestellt und bewusst gemacht (geschult) werden.

 Dr. MMag. Kleiner, N. Konrad

Ao. Universitätsprofessor im Fachbereich Bewegungs- und Sportpädagogik an der Universität Wien; Leiter des Fachbereichs Fachdidaktik Bewegung und Sport am Zentrum für Sportwissenschaften und Universitätssport; Mitglied des Zentrums für LehrerInnenbildung an der Universität Wien;

Schwerpunkte in Lehre und Forschung: Themenkonstitution, videogestützte Unterrichtsforschung, Analyse von Struktur- und Prozessmerkmalen im Sportunterricht; Fachdidaktik Bewegung und Sport im Kontext; Sportabsentismus und Dopingprävention

Kontakt: Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport, Auf der Schmelz 6A, 1150 Wien, eMail: konrad.kleiner@univie.ac.at.

 

„Kann man überfachliche Kompetenzen feststellen und bewerten? Und wenn ja, wie?“

 Thomas Stern, Universität Klagenfurt

Überfachliche Kompetenzen wie Methodenwissen, Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein beschreiben zwar laut Gesetz die zentralen Lernziele der Schule. Aber es erweist sich als schwierig sie eindeutig zu definieren, zu kategorisieren und nachzuweisen. Sie zeigen sich erst bei konkreten Handlungen in der realen Lebenswelt. Ob und wie sie zu bewerten sind, ist umstritten. Systematische Selbstreflexion der Schüler/innen kann aber soziale und personale Lernfortschritte sichtbar machen, etwa anhand von Lernjournal, Portfolio, Peer-Feedback oder komplexen Problemlöseaufgaben.

Dr. Thomas Stern

ist promovierter Physiker, Ex-Lehrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Standort Wien, in den Arbeitsbereichen Lehrerbildung sowie Unterrichts- und Schulforschung. Aktuelle Forschungsinteressen sind Naturwissenschaftsdidaktik, Monitoring von Bildungssystemen und Wissenschaftsmethodologie. Publikationen zur Leistungsbewertung (özeps/bmukk), Professionalitätsentwicklung (IMST), Lernmotivation (PISA) und Aktionsforschung (CARN).

 

Personbezogene überfachliche Kompetenzen im Grundstudium von Lehrerinnen und Lehrern

Eva Unterweger, PH Wien 

Der Kompetenzansatz rückt die Person des/der Lernenden verstärkt ins Zentrum des Bildungsprozesses, damit sind LehrerInnen nicht nur fachlich gefordert, denn in einer „Beziehungsprofession“ wie der pädagogischen sind vor allem auch ihre personbezogenen überfachlichen Kompetenzen grundlegend gefragt.

Selbst- und die Sozialkompetenz werden durch die Systemkompetenz erweitert, eine Erweiterung die im Entwicklungsmodell von Bronfenbrenner und in pädagogischen und personzentrierten Ansätzen der humanistischen Pädagogik sowie in systemisch-konstruktivistischen Zugängen zu finden ist.

Die Struktur von Selbst-, Sozial- und Systemkompetenz ist für die Entwicklung personaler überfachlicher Kompetenzen in der Professionalisierung von Pädagog/inn/en insofern adäquat als darin der individuelle, sich bewusst wahrnehmende und reflektierende Mensch als agierendes, erlebendes Subjekt und gleichzeitig als Objekt (der Wahrnehmung und Reflexion) angesprochen bzw. beschrieben werden kann

  • im Kontakt und in Beziehung zu sich selbst (Selbstkompetenz),
  • im Kontakt und in Beziehung zur jeweiligen Bezugsgruppe (Sozialkompetenz) und
  • im Kontakt und in Beziehung zur jeweiligen Institution, Organisation, Gesellschaft und kulturellen Gemeinschaft (Systemkompetenz).

In welcher Art das Grundstudium gerade im Bereich der personbezogenen überfachlichen Kompetenzen diesem dynamischen Professionalisierungsprozess Rechnung tragen kann, wird zumindest an drei Aspekten des LehrerInnenstudiums diskutiert werden müssen, an der äußeren Organisation und am Curriculum, an der Lernkultur an der Hochschule und am Angebot von spezifischen Lehrveranstaltungen.

Dr.phil. Eva Unterweger

Psychologin, Lehramt für Volks- und Hauptschule, war als Pflichtschullehrerin an Volks-, Haupt-und Sonderschulen tätig; Psychotherapeutin (integrative Gestalttherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapie).

Seit 1977 in der Lehrer/innenbildung tätig, an den Pädagogischen Akademien Graz,  Hasnerplatz und Wien,  Ettenreichgasse, an der Pädagogischen Hochschule Wien, Grenzackerstraße: Pädagogische Psychologie und Schulpraktische Studien in der Ausbildung und in Fort- und Weiterbildung.

Schwerpunkt: Persönlichkeitsarbeit/Personale Kompetenzen und (Selbst-) Professionalisierung von Pädagog/inn/en.

Forschung und Publikationen zum Thema. Derzeit Lehrauftrag an der PH Wien.

Überfachliche Kompetenzen als Bildungsziel.

Barbara Schneider-Taylor, Universität Wien

Die Thematisierung überfachlicher Kompetenzen als Bildungsziel führt implizit auf genuin pädagogische Fragestellungen zurück, die aufs Engste mit der Institutionalisierung und Entwicklung des modernen Bildungswesens verknüpft sind. Nicht nur die Bestimmung fachlichen und fachübergreifenden Wissens und methodischer Kompetenzen standen seit jeher im Zentrum der Diskussionen insbesondere über die Bildungsziele der Höheren Schule, sondern ebenso die Entfaltung einer allseitig gebildeten Persönlichkeit. Der Vortrag unternimmt es, diese Traditionslinien ausdrücklich zu machen und nach systematischen Problemstellungen zu ordnen: Was bedeutet abseits der funktionalen Zielsetzungen von Unterricht das Lernen des Lernens? Was besagt der Übergang von einem alltagsweltlichen Erfahrungslernen zu einem wissenschaftlich geleiteten Wahrnehmen, Erkennen und Aussagen? Wie lässt sich ein reflexives Innehalten und Selbstgewahrwerden initiieren? Und schließlich, wie konstitutiert sich ein solches Selbst- und Weltverhältnis in einer gereiften Verantwortlichkeit für Individuum und Gesellschaft? – Womöglich könnten diese Überlegungen einen neuen Diskurs über das Verhältnis von Bildung und Disziplin anregen.

Univ.-Prof. Dr. phil. Barbara Schneider-Taylor

Univ.-Prof. Dr. phil. am Institut für Bildungswissenschaft und am Zentrum für Lehrer/innenbildung an der Universität Wien. Studienprogrammleiterin für die Lehrer/innenbildung. Mitherausgeberin der Pädagogischen Rundschau. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Theorie und Geschichte des Bildungswesens, Pädagogische Anthropologie, Pädagogische Hermeneutik. Gemeinsam mit Dorit Bosse und Franz Eberle Symposien und  Tagungsbände zum Thema Abitur-Matura (2012, 2013, 2015).

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